
Tierfreunde
Münster
Die Tierfreunde Münster – Tierschutzverein e.V. setzen sich seit 1983 für den Tierschutz in Münster und Umgebung ein. Ihr vereinseigenes Tierheim in Münster-Handorf bietet seit 1995 auf einem fast 5.000 Quadratmeter großen Gelände heimatlosen Tieren wie Hunden, Katzen, Kaninchen, Nagern und Vögeln eine vorübergehende Unterkunft.
Der Verein finanziert sich ausschließlich durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Aktionen wie das jährliche Sommerfest. Die Pflege und Versorgung der Tiere wird überwiegend von Ehrenamtlichen übernommen.
«Die Arbeit im Tierheim entschleunigt und erdet mich, indem ich mich während der Zeit komplett auf die Tiere und meine praktischen Aufgaben konzentriere…»
Judith, 26: Engagiert sich im Tierheim.
Was hat dich dazu motiviert, dich ehrenamtlich zu engagieren?
Nach der Schule wusste ich nicht, was ich beruflich machen wollte. Um dies herauszufinden, habe ich verschiedene Praktika gemacht. Die verbleibende Freizeit wollte ich mit einer sinnvollen Beschäftigung füllen und so bin ich auf die Suche nach einem passenden Ehrenamt gegangen.
Wieso genau dieses Ehrenamt im Tierheim?
Tiere mochte ich schon immer und so habe ich recht schnell gezielt nach Möglichkeiten gesucht, mich ehrenamtlich mit Tieren zu beschäftigen. Eine kurze Suche im Internet hat mich auf die Tierfreunde gebracht: Die Art, wie sie über die Tiere und ihre Arbeit berichtet haben, hat mich überzeugt und in mir den Wunsch geweckt, das Gleiche zu tun.
Was bedeutet es für dich persönlich, ehrenamtlich aktiv zu sein?
Ehrenamtlich aktiv zu sein bedeutet, Bereiche kennenzulernen, die nichts mit dem erlernten Beruf oder dem Alltag oder dem privaten Umfeld zu tun haben müssen. Ich empfinde es als sehr bereichernd, Neues zu lernen und damit etwas Positives zu bewirken.
Was erfüllt dich am meisten an der Arbeit im Tierheim?
Ich freue mich jedes Mal, wenn einem Tier anzusehen ist, dass es ihm bei uns gut geht – besonders wenn es verletzt, krank oder verwahrlost bei uns angekommen ist. Wenn sich sie schüchterne Katze hervorwagt oder Kaninchen rennen und springen, nachdem sie zuvor nur einen kleinen Käfig kannten, geht mir das Herz auf!
Was gibt dir das Ehrenamt, was andere Lebensbereiche nicht bieten?
Das Ehrenamt gibt mir direkt das Gefühl, dass das, was ich tue, richtig und wichtig ist. Die Arbeit im Tierheim entschleunigt und erdet mich, indem ich mich während der Zeit komplett auf die Tiere und meine praktischen Aufgaben konzentriere, ohne ständig neue Nachrichten, Mails und Anrufe zu bekommen.
Was hat das Ehrenamt mit dir als Person gemacht?
Das Ehrenamt hat mich selbstständiger und selbstbewusster gemacht – in einen Verein einzutreten bedeutet schließlich, mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammenzuarbeiten. Ich weiß noch, dass ich bei meinen ersten eigenen Diensten nach der Einarbeitung sehr stolz war, dass ich mich alleine um die Tiere kümmern durfte.
Gleichzeitig hat das Ehrenamt meine Sicht auf die Welt und das, was wichtig ist, verändert und mir gezeigt, was Verantwortung ist. So viele Informationen und Meinungen umgeben uns jeden Tag, dass es leicht ist, den Überblick zu verlieren. Hier hilft ehrenamtliches Engagement mir dabei, meine Werte nicht aus den Augen zu verlieren, sondern sie im Gegenteil weiter zu festigen.
Noch vor dem Füttern werden morgens zuerst alle Zimmer kontrolliert, um sicherzugehen, dass es den Tieren gut geht. Danach werden dann die Zimmer gereinigt.
Gibt es Erlebnisse, die dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Es berührt mich, wenn ein Tier ein Zuhause bekommt, das schon sehr lange bei uns ist, es gibt einige Tiere, an die ich gerne zurückdenke! Einige waren so schwer krank oder verletzt, dass wir nicht wussten, ob sie überleben, manche waren schon älter und wieder andere waren so schüchtern, dass sie erst die richtigen Menschen treffen mussten, die sich die Zeit nehmen, um Vertrauen aufzubauen. Wenn die Adoption endlich ansteht, ist das ein sehr besonderer Moment!
Gibt es bestimmte Herausforderungen bei der Arbeit?
Im Ehrenamt geht es darum, Gutes zu tun. Wo Gutes getan werden kann, gibt es somit auch viel Schlechtes. Manchmal fällt es mir schwer, nicht daran zu verzweifeln, wie achtlos und lieblos manche Menschen mit Tieren umgehen. Das reicht von Meerschweinchen, die alleine in einem winzigen Käfig im Kinderzimmer leben müssen über ausgesetzte Katzenbabys in Plastiktüten bis zu Qualzuchten wie platten Nasen oder verformten Ohren, die niedlich sein sollen, aber dem Tier großes Leid zufügen.
Welche Erfolge oder Rückmeldungen haben dich besonders motiviert?
Ich freue mich immer besonders darüber, wenn BesucherInnen oder InteressentInnen uns sagen, dass Ihnen die Atmosphäre bei uns gefällt. Viele verbinden Tierheime mit Käfigen, Gittern und kleinen Räumen; daher sind einige überrascht, wie gemütlich unsere Tiere es bei uns haben und dass sie in Gruppen, anstatt alleine, wohnen.





Welche typischen Aufgaben gehören zu dem Ehrenamt?
Einen Dienst im Tierheim erledigen wir in der Regel zu dritt. Dabei geht es zuerst darum, dass alle Tiere versorgt sind, also Futter und frisches Wasser bekommen. Gleichzeitig reinigen wir die Innenräume und die Außengehege aller Tierarten. Im Anschluss beschäftigen wir uns mit den Tieren, spielen mit ihnen oder gehen spazieren. Zu diesen Aufgaben kommen täglich verschiedene weitere: Tierarztbesuche stehen an, Einarbeitungen finden statt, BesucherInnen lernen Tiere kennen, Spenden werden angenommen, unterschiedliche weitere Gruppen (wie Öffentlichkeitsarbeit, Jugendgruppe, Tierschutz oder Fundraising) treffen sich …
Was macht dir an der Arbeit besonders viel Spaß?
Mir gefällt beim Dienst die Kombination aus dem Umgang mit Tieren und der körperlichen Arbeit. Hinterher freue ich mich darüber, noch mit den Katzen zu spielen oder mit den Hunden spazieren zu gehen. Abgesehen davon macht es Spaß, von KollegInnen, TierärztInnen und bei Seminaren mehr über die einzelnen Tierarten zu lernen.
Welche Fähigkeiten oder Kenntnisse sind für die Tätigkeiten besonders wichtig?
Bei der Arbeit mit Tieren ist es wichtig, empathisch zu sein und ein Gefühl für sie zu haben, das würde ich als Grundvoraussetzung sehen. Es ist nicht ausschlaggebend, wie viele Tiere man schon selbst hatte oder wie gut man sich mit tiermedizinischen Aspekten auskennt. Die Grundsätze der Versorgung lernen alle bei der Einarbeitung. Weiter ist es wichtig, beim Dienst aufmerksam zu sein und nicht nur seine Aufgaben abzuarbeiten, um keine Anzeichen für eine Erkrankung zu übersehen. Im Tierheim wird natürlich nicht nur gekuschelt, es steht viel Arbeit an. Daher ist es wichtig, auch anzupacken und im Team zu arbeiten, um gemeinsam die Tierpflege zu erledigen.
Wie nimmst du die Bedeutung von ehrenamtlicher Arbeit in unserer Gesellschaft wahr?
Manchmal ist ehrenamtliche Arbeit eher unscheinbar, aber je mehr ich mich mit anderen darüber unterhalte und damit beschäftige, merke ich, wie vielfältig und engagiert die Welt des Ehrenamts ist. Teils erfährt ehrenamtliche Arbeit sicherlich zu wenig Anerkennung oder wird als selbstverständlich hingenommen, weil nicht immer bewusst ist, wie viele Bereiche in unserer Gesellschaft durch Ehrenamtliche getragen werden.
Was könnte deiner Meinung nach getan werden, um das Ehrenamt attraktiver zu machen?
Ich glaube, dass Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, von alleine auf die Suche gehen. Daher sollten sich die unterschiedlichen Ehrenämter informativ und offen nach außen darstellen. Ein persönlicher Kontakt kann ausschlaggebend sein – wir haben im Tierheim bereits eine Tierschutz-Börse durchgeführt, bei der sich Interessierte informieren und die Vereine und Möglichkeiten kennenlernen konnten. Die Rückmeldung war sehr positiv und wir haben dadurch ebenfalls weitere Aktive gewonnen.
Gibt es andere Ehrenämter, die dich ebenfalls interessieren würden?
Neben dem Tierschutz interessieren mich auch der Rettungsdienst sowie Projekte, welche die Inklusion von Menschen mit Behinderungen fördern. Manchmal würde ich gerne viel mehr machen, nur schaffe ich es aktuell zeitlich nicht, alles neben Arbeit und Privatleben unter einen Hut zu bringen.
Wie lassen sich Beruf, Ehrenamt und Privatleben miteinander vereinbaren?
Manchmal ist es nicht leicht, Beruf, Ehrenamt und Privatleben zu vereinbaren, hin und wieder habe ich die Sorge, nicht allem gerecht zu werden. Schön ist es, wenn sich die Bereiche nicht scharf abgrenzen, sondern verbinden: Zum Beispiel habe ich meine beste Freundin im Tierheim kennengelernt und in meinem Beruf Verbindungen mit KollegInnen gefunden, denen Tierschutz ebenfalls am Herzen liegt.
Mit was für einem Gefühl gehst du nach dem Ehrenamt nach Hause?
Vom Tierheim gehe ich immer mit einem zufriedenen Gefühl nach Hause! Beim Dienst war ich für ein paar Stunden konzentriert bei den Tieren und habe gemeinsam mit dem Team dafür gesorgt, dass es ihnen gut geht.
Hast du bestimmte Wünsche für die Zukunft, bezogen auf das Engagement?
Für meine persönliche Zukunft wünsche ich mir, dass ich weiterhin zeitlich und finanziell die Möglichkeit habe, mich zu engagieren und für den Tierschutz einzusetzen. Weiter gefasst wünsche ich mir für alle Arten der ehrenamtlichen Arbeit, dass sie die Anerkennung erhalten, die sie verdienen und immer wieder Menschen begeistern können.